Anna Netrebko, 1971 in Russland geboren, ist wohl eine der bekanntesten und renommiertesten Sopranistinnen ihrer Zeit.
Studiert hat Anna Netrebko, offiziell Anna Jurjewna Netrebko, am Sankt Petersburger Rimski-Korsakow-Konservatorium. Entdeckt wurde sie als sie Valery Gergiev am Mariinski-Theaters vorsang, an dem sie dann auch als festes Mitglied 1994 in Mozarts „Die Hochzeit des Figaros“ debütierte. Mit dieser Inszenierung konnte sie schließlich auch ihr Deutschland-Debüt bestreiten, die im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals aufgeführt wurde. Ihren richtigen internationalen Durchbruch hatte Anna Netrebko allerdings als sie 2002 die Donna Anna in Mozarts Don Giovanni bei den Salzburger Festspielen gab. Nachdem sie auch im Rahmen eines Gastspiels des Mariinski-Theaters ihr US-amerikanisches Debüt verzeichnen konnte, begann ihre internationale Karriere so richtig. Das ermöglichte ihr es nun an allen großen Opernhäusern der Welt aufzutreten, wie etwa an der Metropolitan Opera in New York, der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper, der Dresdner Semperoper oder auch der Pariser Opéra sowie der Arena die Verona, um nur ein paar zu nennen.
Anna Netrebkos Auftritte 2005 in „Romeo und Julia“ mit Rolando Villazón fanden Beachtung. Bei den Salzburger Festspielen übernahm sie im gleichen Jahr die Titelrolle in „La Traviata“. Dieser Auftritt stellt nur den Beginn regelmäßiger Engagements bei den Salzburger Festspielen dar. Weitere gemeinsame Auftritte, auch bei den Salzburger Festspielen, mit Villazón folgten, ebenso CDs und auch ein gemeinsamer ECHO 2009 für die konzertante Aufnahme von La Bohème München.
Das ist jedoch nicht ihre einzige Auszeichnung. Insgesamt erhielt Netrebko elfmal einen ECHO, einen Bambi und die Titel “Sängerin des Jahres” und “Künstlerin des Jahres” bei den Classical BRIT Awards.
Im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft in Berlin im Jahr 2006 gab Netrebko an der Seite von Plácido Domingo und Rolando Villazón das bis dato meist gesehene Klassikkonzert weltweit.
2006 ersuchte die russische Opernsängerin Österreich um dessen Staatsbürgerschaft. Sie begründete diesen Schritt mit den strengen Visa-Bestimmungen für russische Staatsbürger, die ihr eine internationale Karriere unmöglich machten. Ihrem Antrag wurde stattgegeben, obwohl sie weder in Österreich lebt, noch der deutschen Sprache mächtig ist, was in der Regel beides von Nöten ist
Die Sopranistin wurde in Krasnodar als Tochter einer Ingenieurin und eines Geologen geboren. Von 2007 bis 2013 war Anna Netrebko mit dem uruguayischen Bassbariton Erwin Schrott liiert, mit dem sie 2008 einen gemeinsamen Sohn Tiago bekam. 2013 gestand Netrebko, dass bei ihrem Sohn ein leichter Autismus festgestellt wurde. Seit 2014 ist der russisch-österreichische Opernstar mit dem aus Aserbaidschan stammenden Tenor Yusif Eyvazov zusammen. Bereits im Juli desselben Jahres verlobten sich die beiden. 2015 heirateten Anna Netrebko und Yusif Eyvazov in Wien. Dort leben sie teilweise auch. Ihren Hauptwohnsitz hat Netrebko jedoch in Sankt Petersburg. Ebenso ist sie auch in New York zu Hause. Ihr privates und berufliches Leben können interessierte auf dem Instagram-Account von Anna Netrebko verfolgen. Dort postet sie immer wieder Bilder von ihrem Auftritten, Unternehmungen und ihrer Familie. Aber manchmal sorgt sie dort auch für einen Schock, wie etwa als Anna Netrebko über einer Hühnerfarm in Dänemark lief.
Im Jahr 2022 erlebte die Sängerin einen größeren Rückschlag ihrer Karriere. Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine sahen sich die russischen Künstlerinnen und Künstler vor der Verantwortung, eine klare Position einzunehmen.
Netrebko hielt sich zunächst zurück, bis der Druck der Außenwelt größer wurde. Schließlich ließ sie die Menschen über ihre Social-Media-Kanäle wissen:
"[...] Ich möchte, dass der Krieg aufhört. Ich bin Russin und liebe mein Land, habe aber auch viele Freunde in der Ukraine [...] Der Schmerz und das Leid brechen mir das Herz [...] Ich möchte allerdings anführen, dass es nicht richtig ist, Künstler oder irgendeine öffentliche Person zu zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen und ihr Vaterland zu beschimpfen."
Ein Statement gegen den Krieg, aber nicht gegen den russischen Präsidenten Putin. Die Sängerin stand in der Vergangenheit öfter auf Grund ihrer Nähe zu Wladimir Putin in der Kritik. Ihren 50. Geburtstag feierte sie zum Beispiel im Kremlpalast in Moskau. Dort verlas Kremlsprecher Dmitri Peskow auf der Bühne Glückwünsche des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Als Anna Netrebko 2014 der Oper der Stadt Donezk etwa 15.000 Euro gespendet hatte, ließ sie sich außerdem mit dem ostukrainischen Separatistenführer Oleg Zarjow fotografieren.
Nachdem mehrere ihrer russischen Künstlerkollegen, da sie sich nicht gegen das Putin Regime äußerten, ihre Anstellungen und Engagements verloren hatten, begann Netrebko ihre kommenden Konzerte abzusagen. Unter anderem ein Konzert mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov in der Hamburger Elbphilharmonie. Über ihren Konzertveranstalter veröffentlichte Netrebko dazu folgendes Statement: "Nach reiflicher Überlegung habe ich die äußerst schwierige Entscheidung getroffen, mich bis auf Weiteres aus dem Konzertleben zurückzuziehen. Es ist nicht die richtige Zeit für mich aufzutreten und zu musizieren. Ich hoffe, dass mein Publikum diese Entscheidung verstehen wird." Nahezu zeitgleich postete die Sängerin ein Foto von sich und Dirigent Valery Gergiev auf Instagram. Der Musiker war unter anderem als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker entlassen worden, weil er sich nicht in der von seinem Arbeitgeber genannten Frist gegen Putin und den Krieg positioniert hatte. Das Foto wurde von Netrebko kurz darauf kommentarlos gelöscht.
Von da an kündigten mehrere Opernhäuser, unter anderem die Metropolitan Opera in New York, das gemeinsame Engagement mit der Sängerin. Auch ihr Management trennte sich von ihr.
Am 30. März 2022 wandte sie sich erneut mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit, in der sie sich von Putin distanziert. Sie ließ über den Berliner Rechtsanwalt Christian Schertz verkünden, dass sie den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich verurteile und ihre Gedanken bei den Opfern dieses Krieges und deren Familien seien. Auch sei sie weder Mitglied einer politischen Partei, noch mit irgendeinem Führer Russlands verbunden, sie habe Putin nur eine Handvoll Mal getroffen – zu offiziellen Anlässen.