Japanische Kunsthandwerker haben ein Instrument geschaffen, das nicht nur aussieht wie ein gläserner Traum, sondern auch tatsächlich gespielt werden kann. Jetzt wurde die Geige offiziell als Weltrekord-Instrument anerkannt. Was hinter dem fragilen Meisterwerk steckt – und welche anderen außergewöhnlichen Klangwunder die Musikwelt hervorgebracht hat, lesen Sie hier.
Es klingt zunächst wie ein Kunstprojekt für ein Museum: eine Geige, gefertigt aus Glas. Und doch ist dieses fragile Instrument nicht nur eine Augenweide, sondern tatsächlich voll spielbar – samt vier Saiten, fein geformter Schnecke und der typischen 3D-Form eines klassischen Streichinstruments.
Hergestellt wurde sie vom japanischen Unternehmen HARIO, das sich auf die Herstellung von hitzenbeständigem Glas spezialisiert hat. Die Glasvioline entstand bereits im Jahr 2003, doch erst jetzt – nach einer offiziellen Prüfung durch Guinness World Records – wurde sie am 19. März 2025 als weltweit erste spielbare Glasgeige ausgezeichnet.
Die Herausforderung: Glas wird in der Regel zu schlichten, kugelartigen Formen geblasen. Eine Geige verlangt jedoch filigrane Kurven, exakt platzierte Öffnungen und eine Struktur, die Schwingung zulässt. Die japanischen Kunsthandwerker meisterten diese Aufgabe mit außergewöhnlicher Präzision: Die Wandstärke musste von Hand gleichmäßig verteilt werden, damit das Instrument sowohl ästhetisch als auch klanglich überzeugt.
Der Klang? Laut dem Handwerksunternehmen bewegt sich dieser zwischen der traditionellen japanischen kokyū und der westlichen Geige – besonders in den höheren Lagen entfaltet das Glas eine überraschend warme Resonanz. Gespielt wird das Instrument mit einem herkömmlichen Pferdehaarbogen, denn der Klang von Glas auf Glas wäre dann doch zu scharf.
Die Geige wiegt rund 1.300 Gramm – etwa 600 Gramm mehr als eine Standardgeige – und ist derzeit zum Preis von rund 29.000 Pfund erhältlich. Ein Einzelstück, das gleichermaßen Instrument wie Kunstwerk ist.
Nicht nur Glas, auch andere Materialien und kreative Ideen haben im Laufe der Zeit zu bemerkenswerten Instrumenten geführt. Hier fünf Beispiele, die klanglich wie konzeptuell für Aufmerksamkeit sorgten:
Der neuseeländische Klavierbauer kombinierte herkömmliches Holz mit Fragmenten echter Meteoriten. Das Ergebnis: ein Instrument mit tiefem, fast metallischem Timbre – ein Klang wie von einem anderen Stern.
Fast zwei Meter hoch, mit einem Klang so tief, dass er mehr spürbar als hörbar ist: Dieses monumentale Saxofon wird nur selten live gespielt, sorgt dann aber für ein physisch erlebbares Klangfundament.
Eine elektro-akustische Klangskulptur, bestehend aus Röhren, Schläuchen und Schlaginstrumenten, die an Tentakel erinnern. Entwickelt für experimentelle Musik – und für ein Publikum mit offenen Ohren.
Eine Querflöte mit diamantbesetztem Griffstück und vergoldetem Kopfstück – konzipiert als Luxusobjekt, aber vollständig spielbar. Klanglich brillant, optisch ein Statement.
Ein überdimensionales Akkordeon als Teil einer Kunstinstallation – gedacht als Persiflage auf Mensch-Tier-Beziehungen. Natürlich wurde es nie von einem Pferd gespielt, aber es blieb als provokantes Klangobjekt in Erinnerung.
Was all diese Instrumente verbindet, ist die kreative Grenzüberschreitung: Sie erweitern nicht nur das Klangspektrum, sondern auch unser Verständnis davon, was ein Musikinstrument überhaupt sein kann. Ob aus Glas, Metall oder Sternenstaub – sie erzählen Geschichten von Handwerk, Fantasie und der ewigen Suche nach neuen, wunderschönen Klängen.