Wenn Musik die Herzen vereint: die unsichtbare Kraft der Klassik

Wenn Musik die Herzen vereint: die unsichtbare Kraft der Klassik

Stellen Sie sich einen Konzertsaal vor, in dem Hunderte von Herzen im gleichen Takt schlagen. Und zwar wortwörtlich: Eine neue Studie zeigt, dass bei klassischen Konzerten die Herzfrequenzen und Atemrhythmen der Zuhörer synchronisieren – ein faszinierendes Beispiel für die Kraft der Musik.

Wenn Musik die Herzen vereint: die unsichtbare Kraft der KlassikFoto: © Canva Magic Media

Die Theorie, dass Musik uns körperlich beeinflusst, ist nicht neu. Doch die Intensität, mit der das geschieht, überraschte selbst die Experten. Ein Forschungsteam aus Bern, Friedrichshafen und Frankfurt hat sich dem Phänomen angenommen und in einer Reihe von ausgewählten Konzerten untersucht, welchen Effekt die gemeinsame Musikerfahrung auf das Publikum hat. Die „Probanden“ lauschten den Stücken von Beethoven, Brahms und dem zeitgenössischen Komponisten Brett Dean. Das Ergebnis verblüffte die Wissenschaftler: Nicht nur die Herzen der Zuhörer schlugen im Einklang, auch die Atemfrequenzen und sogar subtile Bewegungen der Konzertbesucher harmonisierten miteinander. Es scheint fast, als ob die Musik uns auf einer unsichtbaren und doch sehr realen Ebene verbindet.

„Es ist, als würden die Menschen in einem Konzertsaal zu einem einzigen Organismus verschmelzen,“ erklärt Wolfgang Tschacher, einer der führenden Forscher dieser Studie. Ein orchestrierter Herzschlag, ein kollektiver Atemzug: Es ist faszinierend zu beobachten, dass Menschen, die sich nicht kennen und nicht einmal miteinander sprechen, dennoch durch die Musik zu einer gemeinsamen Erfahrung finden, die sich in ihren körperlichen Reaktionen widerspiegelt.

Publikum bei Klassik-Konzert
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Gebanntes Publikum beim Konzertbesuch

Interessanterweise hängt die Stärke dieser Synchronisation von der Persönlichkeit der Zuhörer ab. Menschen, die offen für neue Erfahrungen sind, scheinen besonders empfänglich für die magische Verbindung, die Musik schaffen kann. Diese Zuhörer, die „offen“ für Kunst, Kultur und das Neue sind, stimmen sich schneller und intensiver auf die Mitmenschen ein als ausgerechnet jene, die eher extrovertiert sind und die soziale Interaktion suchen.

Doch nicht nur die Persönlichkeit beeinflusst diese harmonische Vereinigung. Auch das Musikstück selbst spielt eine Rolle. Ausgerechnet die weniger bekannten (und bei den Zuhörern auch weniger beliebten) Stücke des Komponisten Brett Dean, erzeugten eine stärkere Synchronisation als die vertrauten Klänge von Publikumsliebling Ludwig van Beethoven. Es scheint also nicht allein an der Popularität eines Stücks liegen, diese körperliche Verbindung zu schaffen, sondern vielmehr wie sehr sich die Teilnehmer der Studie mit dem Stück aktiv auseinandersetzen.

Die Studie bestätigt aufs Neue, welch ungeahnte Kräfte in der Musik stecken. Denn eines steht auf jeden Fall fest: Die Musik, die wir hören, berührt uns nicht nur im Herzen, sie beeinflusst auch unser Umfeld. Ganz, als würde ein unsichtbarer Dirigent nicht nur die Instrumente, sondern auch die Menschen orchestrieren. In der Welt der Klänge werden wir Teil eines größeren Ganzen, und unsere Körper folgen dem Takt einer universellen Melodie.

Die besondere Kraft der schönsten und berührendsten Klassik-Stücke hören Sie natürlich jeden Tag bei uns auf Klassik Radio.


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