Maria João Pires zieht sich mit von der Bühne zurück und beendet damit eine unvergleichliche Laufbahn als Konzertpianistin. Die portugiesische Pianistin prägte über Jahrzehnte die europäische Klassik-Szene mit unverwechselbarer Klarheit, Präzision und einem einzigartigen Zugang zur Musik, den sie auch für ihrem Publikum eröffnete.

Maria João Pires hat sich von der Bühne verabschiedet. Die portugiesische Pianistin, die seit Jahrzehnten zu den prägendsten Persönlichkeiten der europäischen Klassik zählt, erklärte am 1. November in Lissabon das Ende ihrer Laufbahn als Konzertpianistin. Die Ankündigung fiel im Rahmen der Verleihung des Helena Vaz da Silva European Award an der Gulbenkian-Stiftung – und kam, wie vieles bei ihr, ohne großes Aufsehen, aber mit klarer Konsequenz.
In ihrer Dankesrede sprach Pires von einer „Suche nach anderen Wahrheiten“. Damit machte sie klar, dass diese Entscheidung weniger ein Ende als ein Übergang sei – von der Bühne zu einer anderen Form des Nachdenkens, des Lehrens, vielleicht auch des Schweigens.
Pires, 1944 in Lissabon geboren, war seit den 1970er Jahren international präsent. Mit gerade einmal fünf Jahren stand sie erstmals auf der Bühne. Der Gewinn des Beethoven-Wettbewerbs - anlässlich des 200. Geburtstags des großen Komponisten - in Brüssel, machte sie dann einem größeren Publikum bekannt, ihre Aufnahmen für Deutsche Grammophon mit Werken von Mozart, Schubert, Beethoven oder Chopin wurden zu Referenzen. Und dennoch. Ihr Spiel war nie auf die ganz große Wirkung angelegt; es stand für Klarheit, Konzentration und die Fähigkeit, in der Musik Ruhe zu finden.
Dass sie sich nun vollständig zurückzieht, kommt nicht überraschend. Bereits im Juni hatte Pires eine – gesundheitlich bedingte - längere Pause angekündigt. Damals schrieb sie an ihr Publikum, sie müsse sich „für einige Zeit von der Bühne entfernen“. Die nun getroffene Entscheidung wirkt wie die konsequente Fortsetzung dieses Schritts.
Neben ihrer Arbeit als Pianistin war Pires immer auch Pädagogin. Ihr „Partitura Project“, das sie vor rund zehn Jahren ins Leben rief, verstand sie als Alternative zum Konkurrenzdruck des Musikbetriebs – ein Raum für Austausch, Zusammenarbeit und Lernen. Dieses Interesse an jungen Musikerinnen und Musikern und an der sozialen Dimension künstlerischer Arbeit wird sie weiterverfolgen.
Maria João Pires hat nie versucht, eine „große Figur“ des Musiklebens zu sein, und gerade darin liegt ihre Wirkung. Sie hat über Jahrzehnte hinweg Maßstäbe gesetzt, nicht durch lautes Auftreten, sondern durch ihre Haltung. Ihr Rückzug schließt kein Kapitel, sondern markiert die bewusste Entscheidung, aufzuhören, wenn das, was man zu sagen hatte, gesagt ist.
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