Episch, gruselig und berührend – die fünf ungewöhnlichsten Opern aller Zeiten

Episch, gruselig und berührend – die fünf ungewöhnlichsten Opern aller Zeiten

Wer sich für Oper begeistert, kann sich ohne Weiteres in diesem Thema verlieren. Experten gehen davon aus, dass weltweit mehr als 50.000 Werke existieren. Kein Wunder, dass sich darunter auch ungewöhnliche, skurrile und einzigartige Geschichten finden. Wir haben fünf der spannendsten Opern für Sie herausgesucht.

Episch, gruselig und berührend – die fünf ungewöhnlichsten Opern aller ZeitenFoto: © Francisco Peralta Torrejón

Sir Harrison Birtwistle – The Minotaur

Die griechische Mythologie ist seit jeher eine dankbare Inspiration für Opernstoffe. Sei es „Idomeneo“ von Mozart, „Orpheus und Eurydike“ von Christoph Willibald Gluck oder „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss. Die oft tragischen Geschichten von Königen, Helden und Göttern sind einfach eine perfekte Vorlage für die große Bühne. Einen ungewöhnlichen Ansatz wählte der britische Komponist Harrison Birtwistle für seine Oper „The Minotaur“. Statt die Sage um den kretischen König Minos, den sprichwörtlichen Faden der Ariadne und die Durchquerung des berühmten Labyrinths aus Sicht des Helden Theseus zu erzählen, nehmen wir hier den Blick des titelgebenden Monsters ein. Das Wesen, halb Stier, halb Mensch, wird uns als tragische Figur präsentiert, die nicht nur Gewalt, sondern auch tiefe innere Konflikte erleben muss. Wie oft kommt es schon vor, dass man Mitleid mit dem Antagonisten hat – Birtwistle hat es mit seiner Oper geschafft.

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Jake Heggie – Moby Dick

Ein weiteres episches Werk, nur diesmal ein wenig jüngeren Datums: Der Roman „Moby Dick“ von Herman Melville hat Generationen von Lesern in seinen Bann gezogen. Die Geschichte um Captain Ahab, der in seinem blinden Hass auf einen Wal, der ihm einst ein Bein abgerissen hatte, bereit ist, Schiff, Crew und sein eigenes Leben zu opfern, zählt längst zur Weltliteratur. Da wundert es kaum, dass das 900-Seiten-starke Buch eine Opern-Adaption erhielt. Der Amerikaner Jake Heggie konnte sich bei der Uraufführung 2010 über sehr positive Kritik freuen. So bezeichnete die britische Musikzeitschrift „The Gramophone“ die Partitur als Werk eines „Meister-Komponisten“. Und für die Trompeter des Musik-Ensembles dürfte der geflügelte Ausdruck „Wal, da bläst er!“ eine ganz neue Bedeutung bekommen haben.

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Paul Moravec – The Shining

Auch trivialere Stoffe haben ihren Weg in die Oper gefunden. Dass aber ausgerechnet ein Klassiker der modernen Horror-Literatur eine musikalische Umsetzung erhielt, verwundert dann doch. Ausgerechnet das Buch „The Shining“ von Gruselpapst Stephen King feierte am 7. Mai 2016 Premiere, und auch hier zeigte sich die Kritik durchaus wohlwollend. Die Geschichte um einen arbeitslosen Schriftsteller, der einen Winter lang allein mit seiner Familie in einem abgeschiedenen Berghotel verbringt, dort mit den Geistern der Vergangenheit konfrontiert wird und langsam in den Wahnsinn abdriftet, wurde bereits 1980 von Regisseur Stanley Kubrick kongenial auf Zelluloid gebannt. Durch die Kompositionen von Paul Moravec gewinnt die Geschichte eine weitere unheimliche Ebene hinzu – Gänsehaut garantiert. Stephen King konnte der Verfilmung nicht allzu viel abgewinnen; ob er die Oper dafür umso mehr schätzt, ist leider nicht bekannt.

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Howard Shore – Die Fliege

Es bleibt gruselig: Auch die ganz großen Opernstars scheinen nicht nur eine Schwäche für die epischen Stoffe der Antike, sondern auch für moderne Horrorfilme zu haben. Ausgerechnet Plácido Domingo, immerhin einer der drei berühmtesten Tenöre der Welt, inszenierte einen Film, der dank seiner wirklich ekelhaft-realistisch inszenierten Verwandlungsszenen nur hartgesottene Zuschauer ansprechen dürfte. Die Rede ist vom 1986 erschienenen (und Oscar-prämierten) Film „Die Fliege“ vom Meister des Körperhorrors, David Cronenberg. Die Geschichte handelt vom exzentrischen Wissenschaftler Seth Brundle, der es schafft, eine Teleportationskapsel zu entwickeln. Schon beim ersten Selbstversuch schafft es jedoch eine winzige Stubenfliege, mit in eben jene Kapsel zu gelangen, mit ebenso ungeahnten wie grauenhaften Folgen. Für die Kompositionen zeichnete sich der, vor allem durch seine Filmmusik zum „Herr der Ringe“ bekannte Amerikaner Howard Shore verantwortlich. Trotz dieser großartigen Voraussetzungen konnten die Kritiker diesmal nicht überzeugt werden: „Herr Shore hat als Komponist zweifellos große Stärken und trägt vielleicht eine großartige Oper in sich. 'Die Fliege' ist es jedoch nicht.“

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Kevin Puts – Silent Night

Ganz anders jedoch bei unserer letzten Oper. Auch hier geht es um Horror, aber um einen ganz weltlichen, nämlich den des Ersten Weltkriegs. „Silent Night“ erzählt die reale Geschichte des Weihnachtsfriedens von 1914. Im ersten Jahr des „großen Kriegs“ kam es zu einem historisch einmaligen Ereignis. Am Weihnachtsabend legten die britischen, französischen und deutschen Soldaten spontan die Waffen nieder. Männer, die sich zuvor in den Schützengräben gegenüberstanden, stimmten nun Weihnachtslieder an – darunter auch das titelgebende „Stille Nacht“ –, tauschten kleine Geschenke und spielten angeblich sogar gemeinsam Fußball. Kevin Puts, der mit Silent Night seine erste Oper überhaupt komponiert hatte, konnte nicht nur das Publikum überzeugen, sondern wurde sogar mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Ein musikalisches Denkmal für Menschlichkeit inmitten eines der grausamsten Konflikte aller Zeiten.

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Weniger skurril, dafür umso schöner ist unsere Auswahl der berühmtesten Opernstücke aller Zeiten. Unser Kollege und Star-Tenor Rolando Villazón präsentiert: "Best of Oper".

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