"Bach - Ein Weihnachtswunder" ist ab nächster Woche zu sehen. Der historische Eventfilm zeigt die Entstehung eines musikalischen Meisterwerks und lässt uns Weihnachten hautnah bei Johann Sebastian Bach und seiner Familie miterleben. Verkörpert wird das Genie im Film von Devid Striesow. Wie er sich auf die Rolle vorbereitet hat, was ihn mit dem Barock-Komponisten verbindet und mehr hat er uns im exklusiven Klassik Radio Interview verraten.
Johann Sebastian Bach war nicht nur ein musikalisches Genie, sondern auch ein Familienmensch mit zahlreichen Kindern. Der historische Eventfilm "Bach – Ein Weihnachtswunder" zeigt sowohl die Entstehung des Weihnachtsoratoriums - einem Meilenstein der Klassik - als auch die Lebenswelt des Komponisten und seiner Familie sowie seine Zerissenheit zwischen ihr und der Musik. Den barocken Meister spielt dabei Schauspieler Devid Striesow. Im exklusiven Klassik Radio Interview haben wir mit ihm über diese interessante Rolle gesprochen.
Klassik Radio: Worum geht es in dem Film "Bach - Ein Weihnachtswunder"?
Devid Striesow: "Es geht vor allem darum, wie das Weihnachtsoratorium entsteht und in einer relativ kurzen Zeit durch die gesamte Familie Bach fertiggestellt wird: Johann Sebastian Bach komponiert die Musik, die Cousins kopieren die Noten und Anna Magdalena Bach sorgt dafür, dass schließlich alles rechtzeitig eingetütet wird. Dazu kommen die Söhne Carl Philipp Emmanuel und Friedemann zu Besuch. Alles das findet zu Weihnachten statt. Und so ist es schließlich eine große gemeinsame Leistung, dass das Weihnachtsoratorium am Ende uraufgeführt wird."
Klassik Radio: Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Devid Striesow: "Es gibt wenig Material zu Bach, außer die Musik. Das Erste, was ich gemacht habe, als ich die Rolle bekommen habe, war, mich zu entscheiden, mich dem körperlich anzunähern: Ich habe 20 Kilo zugenommen und so die äußerliche Form, wie ich mir Bach vorstelle und wie er in diesen bildlichen Darstellungen oft gezeigt wird, bekommen. Das hat dem Film und der Figur, glaube ich, gut getan. Dann habe ich Unterricht im Dirigieren genommen und dabei wurde mir gezeigt, wie man in barocker Zeit überhaupt dem ganzen Klangkörper ein Metrum gegeben hat. "
Klassik Radio: Was haben Sie Neues über Johann Sebastian Bach gelernt?
Devid Striesow: "Er hat sehr gut und reichlich gegessen und hat, so war es früher ja üblich, den ganzen Tag über eine Art Leichtbier getrunken, also mehrere Krüge davon. Zudem hat er sehr gerne Pfeife geraucht, auch das kommt bei uns im Film vor. Es gibt eine ganz tolle Ausstattungs- und Kostümabteilung, die genau auf solche Dateils bei den Dreharbeiten geachtet hat. Beispielsweise wurden im Film auch die Noten aufgehängt, die frisch geschrieben wurden - das waren tatsächlich die originalen Kantatenabschriften - wirklich eine unglaublich tolle Vorbereitung! Und alle diese Dinge haben dazu beigetragen, dass man davon ausgehen kann, dass man der Figur sehr nahe kam."
Klassik Radio: Was verbindet Sie mit Johann Sebastian Bach?
Devid Striesow: "Also erst einmal verbindet mich mit ihm meine eigene Biographie: Mit sechs Jahren habe ich angefangen, Geige zu spielen. Ich habe sehr viele Lieblingskomponisten, aber Bach ist mir einer der Wichtigsten, weil er mich jedes Mal wieder so abholt, dass ich mir sage: Immer, wenn ich an Orte komme, wo ich das Gefühl habe, ich bin etwas fremd, dann mache ich mir Bach an und dann bin ich zu Hause."
Klassik Radio: Haben Sie Bachs Musik auch gehört, als Sie Ihre Texte für die Rolle auswendig gelernt haben?
Devid Striesow: "Wenn ich Texte lerne, ist absolute Ruhe, (lacht) sonst kriege ich sie nicht in den Kopf! In den Pausen dazwischen oder bei allem anderen, kann ich mir das vorstellen, aber nicht, wenn ich mir Texte in den Kopf hämmern muss. "
Klassik Radio: Welche eigenen musikalischen Fähigkeiten konnten Sie in den Film einbringen?
Devid Striesow: "Ich habe wie gesagt mit sechs Jahren angefangen, Geige zu lernen. Und wie jemand, der sich früh mit Klassik beschäftigt hat, auch schon sehr früh angefangen, vor dem Spiegel, zum laufenden Plattenspieler, die großen Werke, wie z.B. Beethovens Neunte, zu dirigieren. (lacht) Das mache ich schon, so lange ich denken kann. Jetzt mache ich genau das als historische Figur in diesem Film, mit der Möglichkeit, sein Weihnachtsoratorium, zumindest zum Teil, dirigieren zu dürfen. Da ist für mich natürlich ein Traum in Erfüllung gegangen."
Klassik Radio: Wie, denken Sie, war Johann Sebastian Bach?
Devid Striesow: "Es gibt Beschreibungen von Situationen aus seiner Jugend, als er z.B. drei Monate länger im Urlaub geblieben ist, als er durfte und dafür auch einen Gefängnisaufenthalt in Kauf genommen hat. Oder dann gibt es eine Situation, wo ein Fagottist einen Degen gezogen hat und sich mit ihm schlagen wollte. Ich glaube schon, dass er sehr emotional und sehr aufbrausend war und das habe ich ihm als Charaktereigenschaft gegeben und versucht, das im Film immer wieder aufblitzen zu lassen. Ansonsten muss dieser Mensch wahnsinnig strukturiert gewesen sein, um diese Mengen an Musik zu schaffen. Er muss eine Struktur gehabt haben, die ihm das alles ermöglicht hat."
Das Interview mit Devid Striesow hat Valeska Baader geführt. Der historische Eventfilm "BACH - Ein Weihnachtswunder" ist ab dem 13. Dezember in der ARD Mediathek und am 18.12. um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
Die schönsten Stücke von Johann Sebastian Bach können Sie jederzeit bei uns hören: auf dem Klassik Radio Select-Sender "Best of Johann Sebastian Bach".